Plötzlich ist es still. Betritt man die schmale Servitengasse über den Jörg-Mauthe-Platz, wo der D-Wagen klingelt und die Autos ununterbrochen vorbeiströmen, ist es die Ruhe an diesem Ort, die als erstes überrascht. Bäume säumen die Gasse, es duftet nach Lindenblüten. Auf Parkbänken haben es sich Mütter mit Kinderwägen gemütlich gemacht und tratschen, aber auch Studenten und Geschäftsleute nutzen ihre Mittags- oder Kaffeepausen, um unter einem der großen Schattenspender einmal durchzuatmen. Zwei ältere Männer diskutieren das politische Geschehen. Die Atmosphäre ist beinahe dörflich – Nachbarn grüßen sich über die Straße hinweg, vor einem Geschäft sitzt eine junge Frau auf einem Hocker mitten am Gehsteig und telefoniert. Auch die Restaurant- und Cafébesitzer haben den Wert ihrer Wohnstraße bereits erkannt: Beinahe vor jedem Lokal finden sich zumindest ein, zwei Tische, die meisten betreiben einen kleinen Schanigarten. Sessel an Sessel stehen gleich am torähnlichen Beginn der Servitengasse die Tische des Lokals DIE SERVIETTE, des edlen PORZELLAN und des Ristorante SCALA, wo man der einhelligen Meinung der Passanten zufolge die beste Pizza des Bezirks, wenn nicht Wiens bekommt.